Liebe Freunde,
Basierend auf früheren Kampagnen wie dem Jan Chetavani Yatra im Jahr 2006, dem Janadesh Marsch 2007 und dem Jan Sathyagraha 2012, lanciert Ekta Parishad nun eine neue Kampagne namens Jai Jagat 2020.
Vielleicht fällt euch auf, dass wir in früheren Kampagnen jeweils den Begriff “Jan” verwendet haben, was so viel wie „Menschen“ bedeutet. Den Begriff haben wir verwendet, weil wir uns auf marginalisierte Personen fokussiert haben. In der 2020-Kampagne erweitern wir den Begriff auf „Jagat“ und meinen damit alle Menschen der Welt.
Dies bedeutet nun aber nicht, dass sich der Fokus von Ekta Parishad vom Leben der armen Leute wegbewegt. Um die Armut zu bekämpfen, werden wir auch weiterhin marginalisierte Gemeinschaften zusammenbringen, damit ihr Land und die natürlichen Ressourcen kontrollieren können. Gleichzeitig ist uns klar, dass dieses Problem nicht nur in Indien existiert und dass Menschen in beinahe jedem Land der Welt mit denselben Problemen kämpfen.
Marktgetriebene Globalisierung beraubt Millionen von Menschen ihres Landes und behindert ihren Zugang zu Ressourcen. Menschen werden enteignet und in Städte und Slums vertrieben. Demzufolge müssen wir nicht nur an der Basis, sondern auch auf globaler Ebene tätig sein, um einen echten Wandel zu bewirken.
Jai Jagat bedeutet eigentlich “Sieg der Welt”. Dieser Slogan ist sehr ähnlich wie Mahatma Ghandis “Sarvodaya”-Konzept (“Wohlergehen aller”). Das zugrundeliegende Prinzip ist, dass es, wenn es einen Sieg geben soll, dieser ein Sieg der Humanität sein soll und nicht ein Sieg einer Nation über andere. Dieser Sieg soll auch auf einem friedlichen Zusammenleben und der Koexistenz des Menschen mit der Natur beruhen. Es ist das Beste, wenn es ein Sieg für alle und alles ist. Eine moderne Welt muss diese neuen Werte annehmen, die Werte des Jai Jagat und Gandhis Vorstellung der „Sarvodaya“.
Wir sind uns bewusst, dass die obigen Begriffe und Termini aus dem Hindi kommen und im Allgemeinen auf Indien begrenzt sind. Aber wir sind überzeugt, dass diese Worte auch für eine globale Kampagne relevant sind. In Hinblick auf die bevorstehende Kampagne glauben wir, dass kein Land oder keine Gruppe alleine echten Wandel bringen kann. Wir müssen den zunehmend schädlichen Entwicklungen mit koordinierten, zeitgleichen Aktionen auf lokaler und globaler Ebene entgegentreten. Diese grossflächigen Anstrengungen sollen globale Organisationen und Akteure herausfordern und sensibilisieren. Während ein grosser Teil der Aktionen von Ekta Parishad in Indien stattfinden wird, sind wir auch sehr daran interessiert, mit möglichst vielen Organisationen auf nationaler und globaler Ebene zusammenzuarbeiten, um das Fortbestehen von Natur und Mensch auf unserem Planeten sicherzustellen.
Anlässlich der Vorbereitungen des Jai Jagat 2020 befinden sich einige Projekte bereits in Vorbereitung. Alle sind im Rahmen verschiedener Diskussionen entstanden – wir sind jedoch offen für neue Ideen und Programme, um eine grössere Beteiligung zu erreichen.
Die folgenden acht Aktionen haben wir bis jetzt erwogen:
-
Einer der wichtigsten Bestandteile der Kampagne werden Jugendtrainings zu gewaltlosem Handeln sein. Diese bieten die Möglichkeit in den kommenden Jahren so viele junge Leute wie nur möglich zu trainieren und zu sensibilisieren. In Indien wurden bereits viele Allianzen mit weiteren Organisationen gebildet. Wir wollen über 100'000 junge Männer und Frauen in allen 660 Distrikten des Landes zu erreichen. Wir planen in jedem Distrikt Jugendlager, bei denen pro Distrikt mindestens 200 Jugendliche involviert sein werden. Diese Lager sollen den jungen Menschen die Möglichkeit bieten, zu diskutieren, Probleme zu verstehen und gewaltlose Aktionspläne gegen Land- und Ressourcenraub zu entwickeln.
-
Wir planen ausserdem die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Gruppen in verschiedenen Ländern und auf verschiedenen Kontinenten. Freunde von Ekta Parishad waren involviert in Jugend-Trainingslager in Brasilien, Kolumbien, Nicaragua, Peru, Senegal, Frankreich, Deutschland, Belgien, der Schweiz, England, Spanien, Sri Lanka, Nepal und Bangladesch. Wir haben versucht, unsere limitierten Fähigkeiten und Kapazitäten mit jenen zu teilen, die solche Trainings brauchen, um effektiver mit jungen Leuten zu arbeiten. Viele Leute sind zudem aus verschiedensten Teilen der Welt nach Indien gekommen, um von unserer Arbeit mit marginalisierten Gruppen zu lernen. Diese haben wir betreut und trainiert. Wir glauben an die Bildung von Allianzen und an die Zusammenarbeit mit allen gleichgesinnten Personen und Gruppen.
-
Für September 2014 wurde ein internationales Jugendprogramm erarbeitet, an dem rund 30 junge Aktivisten aus 15 Ländern teilnehmen sollen. Das Programm wird in Indien stattfinden, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Entstehung gewaltloser sozialer Aktionen kennenlernen können. Weitere Informationen findet ihr auf der Webseite der internationalen Initiative: www.internationalinitiative.org.
-
Ein gleiches Programm wird für 2016 entworfen. Dann können weibliche Führungspersonen Indien besuchen. Dort können sie sehen, wie Basis-Aktivistinnen ihr Leben durch eigene Bestrebungen verändert haben. Die Frauen werden zwei Wochen lang indische Dörfer besuchen und zusammen mit lokalen Aktivistinnen reisen, um mit ihnen in Kontakt kommen. Die Reise gipfelt in einer Frauenkonferenz zum Thema „women leadership“.
-
Für 2018 planen wir eine internationale Konferenz zum Thema „gewaltlose Ökonomie“. Wie ihr vielleicht wisst, werden dafür auch die Begriffe „soziale Ökonomie“ oder „solidarische Ökonomie“ verwendet. In Indien nennen wir das „gewaltlose Ökonomie“. Sie fördert und bestärkt ein Entwicklungsmodel, welches auf Eigenständigkeit, Reziprozität und fairem Handel beruht und sich so der aktuell dominierenden brutalen Ökonomie entgegenstellt. Die Herausforderung wird sein, eine gewaltlose Ökonomie zu kreieren und gleichzeitig den gewaltlosen Kampf für einen sozialen Wandel fortzuführen.
-
Mit diesem Schreiben stellen wir bloss einen ersten Aktionsplan für Indien vor. Wir sind sicher, dass weitere Organisationen aus anderen Teilen der Welt Zeitpläne vorstellen werden. Um all diese Veranstaltungen zusammenzubringen, will eine Gruppe von hundert Freunden aus aller Welt zu Fuss von der letzten Ruhestätte Mahatma Gandhis in Delhi nach Genf zum UNO-Hauptquartier marschieren. Die Vereinten Nationen wurden gegründet, um Werte wie Menschenwürde und Menschenrechte aufrechtzuerhalten. Es ist an der Zeit, dass einfache Leute die Welt daran erinnern, dass wir umfassende und faire Beziehungen brauchen. Es ist an der Zeit, dass die Menschen miteinander marschieren, sprechen und singen, um die Welt neu zu formen – eine Welt, in der die Vielfalt der Menschen und der Natur bewahrt werden kann. Der Marsch nach Genf wird fast 15 Monate dauern und ist der Zeitpunkt für alle Partner kleinere und grössere Märsche für eine neue Weltordnung in ihren Städten, Regionen und Ländern abzuhalten.
-
Die gesamte „Jai Jagat 2020“-Kampagne gründet auf der Vorstellung, dass „unsere Welt anders sein kann, wenn wir nicht gleichgültig sind“. Ein weiterer wichtiger Gedanke ist, dass wir „in einer Welt, die zerrissen ist zwischen Schweigen und Gewalt, zusammenkommen müssen, um eine Kultur der aktiven Gewaltlosigkeit einzuleiten“.
-
Dies ist ein Aufruf an alle Interessierten sich an der Kampagne zu beteiligen und sie zu unterstützen – auf jede Art, die sie für passend halten. Einige mögliche Aktionen sind:
-
Bringt uns zusammen mit Organisationen und Kampagnen, mit denen ihr vertraut seid.
-
Veröffentlicht dieses Dokument in euren Publikationen, auf euren Websites, in euren Newsletter und verbreitet es über weitere Kanäle.
-
Ermutigt Journalisten über die Kampagne zu schreiben.
-
Besucht uns in Indien oder lädt uns zu euren Programmen ein.
-
Unterstützt die Jugendcamps mit kleinen Spenden.
Wir hoffen, wertvolle Vorschläge und Anregungen zu erhalten, um diese Kampagne zu formen. Sie wird das Leben von Millionen von Menschen beeinflussen – in Indien und auf dem gesamten Planeten. Denn wir glauben, dass diese Kampagne auf globaler Ebene grosse Auswirkung auf Institutionen und die Politik haben kann.
Rajagopal P.V., Juni 2014