Ekta Parishad und die Frauen

Gemäss einem Bericht der Organisation für Nahrung und Landwirtschaft der UNO (FAO) über die Rolle der Frau in der Landwirtschaft von 2010/2011, könnte die Überwindung der Geschlechterungleichheiten in der Landwirtschaft 100-150 Millionen Menschen auf der Erde vom Hunger befreien. Frauen leisten weltweit etwa 80 Prozent der Arbeit in der Landwirtschaft und stellen in ihrer Rolle als Mütter das stabilisierende Element in den Haushalten dar. Umgekehrt treffen sie Vertreibung und Umsiedlung am härtesten, da sie nur sehr begrenzte oder gar keine Rechte auf ihr Land und auf die damit verbundenen natürlichen Ressourcen besitzen. Für Ekta Parishad stellen die Emanzipation der Frau in der Landwirtschaft, die wesentlich von der Garantie ihrer Landrechte abhängt, deshalb zentrale Schritte in der nachhaltigen Entwicklung einer Gesellschaft dar. 

Ekta Mahila Manch – der Frauenflügel von Ekta Parishad

Ekta Mahila Manch engagiert sich seit dem Jahr 2000 unter dem Dach von Ekta Parishad für die Rechte der Frau. Bei den Aktionen von Ekta Mahila Manch geht es darum, Frauen zu befähigen, selbst für ihre Rechte einzustehen. Dafür organisiert Ekta Parishad Kurse in Recht und gewaltlosen Konfliktstrategien, engagiert sich in der Entwicklung weiblicher Führungsqualitäten oder setzt sich für die Frauenpartizipation in Dorfräten ein. Ziel ist dabei stets auch, Frauen in ihrer Autonomie zu stärken, etwa durch Selbsthilfegruppen, die Frauen auch eine ökonomische Unabhängigkeit ermöglichen sollen. Diese Aktivitäten führen zu einem echten Emanzipationsprozess: Die Selbsthilfegruppen bieten den Frauen die Möglichkeit, sich autonom zu organisieren, in dem sie Ressourcen entwickeln, die ihnen eine eigenständige Lebensgrundlage ermöglichen. Die Analyse gesellschaftlicher Probleme aus ihrer Sicht und das Ausdrücken eigener Meinungen ermöglicht es den Frauen, ihre Rolle nicht nur im Haushalt, sondern auch auf sozialer, ökonomischer und politischer Ebene wahrzunehmen. In den letzten Jahren organisierte Ekta Mahila Manch zahlreiche Kurse, Märsche und öffentliche Treffen zur Stärkung der Rolle der Frau in der ländlichen indischen Gesellschaft. Die Früchte dieser Arbeit zeigten sich während des Jan Satyagraha im Oktober 2012: Immerhin 40 Prozent der Marschierenden dort waren Frauen.

Tag der Frau 2011 in Delhi.

 

Ein Portrait von Rajkali Patel, Nationale Koordinatorin von Ekta Mahila Manch

Rajkali Patel wurde 1967 in Gaura, einem Dorf im Osten des Bundesstaates Madhya Pradesh, als Tochter von landlosen Bauern geboren. Obwohl Mädchen aus diesen sozialen Verhältnissen damals normalerweise nur sehr begrenzt Zugang zu Bildung erhielten, konnte Rajkali neben der Grund- auch die Sekundarschule besuchen. Im Alter von elf Jahren wurde sie verheiratet, lebte aber erst ab 1985 mit ihrem Mann zusammen. Nach äusserst harten Jahren in denen sie als Stickerin arbeitete, erfuhr sie, dass in einem Nachbardorf eine Trainingscamp für Jugendliche stattfinden würde und beschloss, dort mitzumachen. Die Rede über sozialen Wandel eines gewissen Rajagopal P.V., der ein Jahr später Ekta Parishad gründen sollte, weckte ihr Bedürfnis, sich für einen Wandel in der indischen Gesellschaft zu engagieren, die sie als ungerecht erlebte. Am Ende des Trainigscamps wurde ihr die Verantwortung für die soziale Arbeit in Dörfern rund um Gaura anvertraut. Bis 1994 nahm sie diese Rolle für Ekta Parishad wahr. Danach unterrichtete sie in einer Schule und betreute ein Regierungsprogramm zur Bekämpfung des Analphabetismus. Um ihre verschiedenen Arbeitsorte innert nützlicher Frist zu erreichen, lernte sie Fahrrad fahren. 2004 bat Rajagopal sie, bei Ekta Parishad vollzeitlich als Frauen-Trainerin einzusteigen. 2006 wurde sie Koordinatorin von Ekta Mahila Manch in Madhya Pradesh und seit 2011 leitet sie den Frauenflügel von Ekta Parishad auf nationaler Ebene. Daneben engagiert sie sich als Singer-/Songwriterin in der Kulturgruppe von Ekta Parishad, für die sie während Märschen Gesänge von AktivistInnen aufnimmt. Während ihres zwanzigjährigen Engagements hat Rajkali positive Veränderungen miterlebt: Frauen realisierten, dass sie die Dinge in die eigenen Hände nehmen können, ohne auf die Unterstützung von Männern angewiesen zu sein und Eltern kümmern sich mehr um ihre Töchter als in Rajkalis Kindheit. Aber natürlich muss noch vieles getan werden und als nächstes plant Rajkali die Gründung von «Modelldörfern», wo alle Fragen, die Frauen, Bildung, Zugang zu Land und vieles mehr betreffen, berücksichtigt werden sollen.

Rajkali Patel, Nationale Koordinatorin von Ekta Mahila Manch